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Liebe Omi,

Ein klares Ja gab ich dir, als du mich fragtest ob du noch einmal nach Hause kommen würdest.
Als du dort lagst, so blass, so kalt - deine Hand in meiner.
Oma, ich vermisse dich, vorallem dein warmes, helles Lachen.
Die Zeit hat dich davongetragen, was sollen wir ohne dich machen?

Du warst so ziemlich jeden Tag meines Lebens bei mir, hast mich umsorgt, mich von der Schule abgeholt, mit mir gespielt, mir Essen gemacht und meine kleinen Wunden versorgt, die ich mir beim Spielen zugezogen hatte.
Ich weiß noch ganz genau, meine allererste Puppe hattest du mir geschenkt (die ich wirklich heiß und innig geliebt hatte) und auch mein hübsches Einschulungskleid war von dir. dieses hängt heute noch in meinem Schrank und das wird sich nie ändern, auch wenn ich da schon lange nicht mehr reinpasse.
Als ich noch ein Baby war, hast du immer nur das Beste für mich gekocht. Fertigessen kam dir nicht ins Haus und so hast du tagaus, tagein für mich püriert, geraspelt und gestampft, hast lustige Ketchuptiere auf mein Käsebrot gemalt und wenn ich da kein Tier erkennen konnte, hast du auch mit viel Geduld nochmal ein neues gemalt.
Wenn ich abends nicht schlafen konnte (oder wollte) hast du mir auch noch ein Toast gemacht und wenn ich wollte auch noch ein zweites. Dann noch eine warme Milch und eine Gute Nacht Geschichte und ich war rundum zufrieden.
Wenn du dann abends endlich mal zu Hause warst, hast du meistens zur entspannung schöne bunte Pullover oder warme Söckchen für mich gestrickt, damit ich bloß immer warm angezogen bin und nicht immer soviel Barfuss durch die Wohnung laufe.
Natürlich haben wir auch alle deine guten Kochkünste geschätzt, ob an Weihnachten die Gans mit Rotkohl den du immer mit viel Liebe gemacht hast, oder die leckeren Kartoffelpuffer mit Zucker und für mich natürlich extra mit Apfelmus. Am allerbesten war aber wenn du Kuchen gebacken hast und ich die Schüssel ausschlecken durfte oder wenn du im Winter deinen leckeren Bratapfel gemacht hast.Von deinem Essen ist nie was liegen geblieben, dafür war es einfach viel zu gut.
An machen Tagen hab ich auch bei dir Übernachtet, was ich immer ganz toll fand. Wir haben dann zusammen abends Krimiserien geguckt die Papa und Mama eigentlich verboten hatten, aber das mussten sie ja nicht wissen. Wir sind dann auch immer zusammen in den Park gegangen, haben die Enten gefüttert oder du hast mir auf dem Spielplatz beim spielen und toben zugeguckt. Mein Abendbrot hast du mir dann immer in "Häppschen" geschnitten und ich durfte es im Bett beim Fernsehen essen. Da ich aber meistens sehr großen Hunger hatte, bist du auch immer nochmal aufgestanden und hast mir einen Nachschlag gemacht, bis ich dann endlich satt und müde war. Und selbst in der Nacht bist du oft aufgestanden und hast geschaut ob ich auch richtig zugedeckt bin, da ich mich ja sonst erkälten könnte.
Nur einmal war ich böse auf dich, als ich morgens in die Schule gegangen bin und dich bat meine Kaulquappen mittags in den Schatten zu stellen, damit sie nicht in der Sonne standen. Du hattest es aber vergessen und als ich aus der Schule kam, schwammen sie alle mit dem Bauch nach oben. Für ein kleines Kind natürlich eine Tragödie, aber Papa hatte mir schon bald neue besorgt, denen ich dann beim groß werden zugucken konnte.

Wenn ich so zurück denke, hast du dich dein ganzes Leben immer nur um andere gekümmert und diese umsorgt, aber ich hatte nie das Gefühl das dich das unglücklich gemacht hat. Ich glaube sogar das du es gern gemacht hat und es dich gefreut hat, immer von allen gebraucht zu werden.
Ich hab dich immer als Kämpferin angesehn, schließlich warst du nie verheiratet und als du damals meinen Papa bekommen hast, muss es unglaublich schwer für dich gewesen sein. Du hattest kaum Geld und warst auch noch Alleinerziehend, was zu den damaligen Zeiten eher ungewöhnlich war, aber du hast es immer wieder hinbekommen und hast meinen Papa schließlich auch groß bekommen. Dann kam irgendwann ich auf die Welt und du hast mir von Anfang an deine ganze Liebe geschenkt, wofür ich dir immer sehr dankbar sein werde.
Rückblickend kann ich sagen, das ich eine wunderbare Kindheit hatte, auch wenn es nicht immer einfach war, so haben wir doch als Familie immer zusammen gehalten.
So war es auch, als du im Alter mit der Zeit immer vergesslicher wurdest, da haben wir uns dann um dich gekümmert und dich umsorgt. Dich einfach in ein Heim zu geben war für uns undenkbar und es war auch immer dein Wunsch in deiner kleinen 1 Zimmer Wohnung zu bleiben in der du immerhin 50 Jahre gewohnt hast. Mit der Zeit merkte man dann aber auch, wie dir das Alter zu schaffen machte und wir versuchten alles um es dir das Leben zu erleichtern. Deinen Kämpferwillen hast du auch im hohen Alter nicht verloren, selbst als du mit einem doppelten Herzinfarkt und einem Oberschenkelhalsbruch viele Wochen im Krankenhaus lagst, hast du dich wieder hochgerappelt und bist mit deinem Rollator über die Flure geflitzt. Ich war auch jeden Tag bei dir und hatte dich im Krankenhaus besucht, auch da zeigte sich deine Fürsorge, denn deine erste Frage war immer ob ich schon was gegessen hatte? Selbst die Ärzte staunten über dich und hätten nicht gedacht das du es noch einmal schaffst, aber sie kannten dich ja auch nicht so gut wie wir.
Als du 90 warst, ging es dir dann gar nicht mehr gut und wir mussten dich wieder ins Krankenhaus bringen. Leider waren die Ärzte diesmal unglaublich inkompetent und hatten kein wirkliches Interesse dich wieder auf die Beine zu kriegen. Nicht mal eine genaue Diagnose konnten sie uns geben, es hieß immer nur "wir vermuten" oder "es könnte vielleicht sein...." So ein Verhalten machte es uns noch schwerer und wir konnten alle vor Sorge schon nicht mehr schlafen. Nach ein paar Wochen wollte man dich nicht mal mehr im Krankenhaus behalten, sondern bot uns an dich vorrübergehend in eine Kurzzeitpflege zu bringen, obwohl wir merkten wie schlecht es dir ging, manchmal warst du nicht mal mehr bei Bewusstsein. Leider mussten wir uns dem Willen der Ärzte beugen und so kamst du schließlich dorthin. Die Schwestern dort waren recht nett, aber auch sie waren irgendwann mit ihrem Latain am Ende und so lagst du den ganzen Tag in deinem Bett und wir mussten täglich mitverfolgen wie du immer dünner und schwächer wurdest, denn Essen und Trinken war kaum noch möglich. Irgendwann sagte man uns dann, dass sie keine Hoffnung mehr hätten das du nochmal Gesund wirst und wir uns darauf vorbereiten sollen, dass du vielleicht bald von uns gehtst. Ich weiß noch ganz genau was das für ein Schock für mich war und wie sehr es mich aus der Bahn geworfen hatte. An so etwas möchte man einfach nicht denken und schon gar nicht von Fremden hören. Ein paar Tage später, als ich gerade an deinem Bett saß, öffnest du plötzlich die Augen und warst wieder etwas bei Bewusstsein. Ich weiß noch wie unglaublich glücklich ich war. Ich nahm deine Hand und sagte wie lieb ich dich hab und das du wieder gesund werden sollst und wir dann zusammen spazieren gehen werden. Ich weiß noch genau wie du "hoffentlich" geantwortest hast und das du mich auch lieb hast. Du hast auch gleich mitbekommen das ich ganz kalte Hände hatte und hast sie leibevoll unter deine Decke getan. Ich hatte wirklich die Hoffnung das du es auch diesmal schaffst, aber du warst wohl schon zu geschwächt. Manchmal dachte ich du willst einfach nur noch deine Ruhe haben. Nach diesem Tag hast du das Bewusstsein nicht mehr wieder erlangt und einen Tag später hast du uns für immer verlassen.
Ich bin jetzt noch unglaublich traurig dich verloren zu haben, aber ich glaube ganz fest daran, dass wir uns irgendwann wiedersehen.
Mir bleibt eigentlich nur noch zu sagen "Danke liebe Oma, danke für alles", du hast uns soviel gegeben, dass werden wir dir nie vergessen. Wir lieben dich von ganzem Herzen.

Deine Nicky

PS: Dieser Spruch passt perfekt zu dir:


Schlicht und einfach war dein Leben,
treu und fleißig deine Hand.
So vieles hast du uns gegeben,
nun ruhe sanft und habe Dank





















Frieda Schulz
Geboren am 14.09.1920
Gestorben am 31.03.2011

9.917 72 10

Zurueck zur Gedenkstaette Erstellt am 14.06.2013,
Erstellt von Nicole Senftleben

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